Foto vom Flyer zur LiteraTour Nord

LiteraTour Nord

Auf die LiteraTour Nord gehen jeden Winter von Oktober bis Januar ausgewählte Autor*innen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und lesen aus ihren Neuerscheinungen in Oldenburg, Bremen, Lübeck, Rostock, Lüneburg, Hannover und Osnabrück. Die Lesungen finden in den örtlichen Literaturhäusern und Buchhandlungen statt, moderiert von Professor*innen und Dozent*innen, die jeweils ein die Tour begleitendes Seminar an ihren Hochschulen anbieten.

Die Autorinnen und Autoren bewerben sich mit ihrer Teilnahme auch um den Preis der LiteraTour Nord, der jährlich von der VGH Stiftung ausgelobt wird und mit 15.000 Euro dotiert ist. Die Jury besteht aus den Veranstaltern und Moderator*innen und dem Publikum. Die Publikumsstimme wird an jedem der Veranstaltungsorte per Stimmkarte ermittelt. Voraussetzung zur Stimmabgabe ist, dass man alle sechs Veranstaltungen der aktuellen LiteraTour Nord gesehen hat.

Die Tour startet immer am Sonntagvormittag in Oldenburg, führt am selben Abend nach Bremen und an den folgenden vier Tagen nach Lübeck, Rostock, Lüneburg, Hannover und Osnabrück. In Bremen findet sie im Theater Bremen in Kooperation des Bremer Literaturkontors mit der Universität Bremen und der Buchhandlung Geist statt.

Die 1992 erstmals durchgeführte Lesereise um den Preis der LiteraTour Nord ist ein einmaliges Projekt von norddeutschen Kultureinrichtungen, Buchhandlungen, Hochschulen und der VGH Stiftung. Weitere Infos auch unter www.literatournord.de

„Die LiteraTour Nord im Porträt – Gegenwartsliteratur im Rampenlicht“ – Ein Podcast-Feature von Magdalene Melchers



In Kooperation mit der Buchhandlung Geist, die zu Kamloth + Schweitzer gehört, der Universität Bremen und dem Theater Bremen.

LiteraTour Nord 2020/21

LiteraTour Nord-Preisträgerin 2021 Iris Wolff
© Annette Hauschild/Ostkreuz

Iris Wolff erhält den Preis der LiteraTour Nord 2021

Die Schriftstellerin Iris Wolff erhält den von der VGH Stiftung ausgelobten und mit 15.000 Euro dotierten Preis der LiteraTour Nord 2021. Mit dieser Entscheidung würdigen Jury und Stiftung die Autorin sowohl für ihr bisheriges Werk als auch für ihren zuletzt erschienenen Roman Die Unschärfe der Welt (Klett-Cotta, 2020).

In der Jury-Begründung heißt es: „Subtil und unaufgeregt, gegenwartsbezogen und doch zeitlos, unvorein- genommen beobachtend und zugleich treffsicher kommentierend, gelingt es Iris Wolff in feiner, präziser und beinahe musikalisch klingender Sprache eine Geschichte des 20. Jahrhunderts zu erzählen. Sie fordert, über die konkrete Epoche und ihre Figuren hinaus, Haltung statt Bekenntnis, politisches Bewusstsein statt Parteilichkeit. Im Übergang der politischen Systeme von der rumänischen Monarchie über die Teilung Euro- pas bis zum Fall der Mauer und in der Kontingenzerfahrung der Beziehungen und des menschlichen Le- bens, bleibt die Sehnsucht nach einem freien Leben. Iris Wolff gestaltet in ihrem Roman literarisch die Grunderfahrung der Menschen im zwanzigsten Jahrhundert auf der Suche nach der eigenen Identität im lebensweltlichen Resonanzraum aus Ort, Sprache, Beziehung und Erinnerung – der Heimat.“

Bei der Preisverleihung am Donnerstag, den 8. Juli, nehmen sowohl Iris Wolff als auch Ulrike Draesner den Preis der LiteraTour Nord von Friedrich v. Lenthe, dem Vorsitzenden des Vorstandes der VGH Stiftung, entgegen.

Iris Wolff, geboren 1977 in Sibiu (Hermannstadt), emigrierte 1985 nach Deutschland und studierte Germa- nistik, Religionswissenschaften sowie Grafik und Malerei in Marburg a. d. Lahn. Für ihre Romane wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. erhielt sie 2019 den Marieluise-Fleißer-Preis für ihr Gesamtwerk. Die Unschärfe der Welt ist ihr vierter Roman. Iris Wolff lebt in Freiburg im Breisgau.

ROMAN EHRLICH: ›Malé‹

Roman Ehrlich, geboren 1983 in Aichach, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und an der FU Berlin. Er wurde u.a. mit dem Robert Walser-Preis 2014, dem Ernst Toller-Preis 2016 und der Alfred Döblin-Medaille 2017 ausgezeichnet.

Alle Versuche, die Malediven vor dem steigenden Meeresspiegel zu retten, sind gescheitert, Pauschaltouristen haben sich neue Ziele gesucht, und der Großteil der Bevölkerung musste die Inseln verlassen. Gleichzeitig werden sie für die kurze Zeit bis zu ihrem Untergang zur Projektionsfläche für Aussteigerinnen, Abenteurer und Utopistinnen, zu einem Ort zwischen Euphorie und Albtraum, in dem neue Formen der Solidarität erprobt werden und Menschen unauffindbar verschwinden. Mit „Malé“ fängt Roman Ehrlich die komplexe Stimmungslage unserer Zeit ein.

Aufzeichnung der Lesung vom 29.10.2020 in Hannover

ANNE WEBER: ›Annette, ein Heldinnenepos‹

Anne Weber, geboren 1964 in Offenbach, lebt seit 1983 in Paris. Sie übersetzt aus dem Deutschen ins Französische und vice versa und schreibt ihre Bücher in beiden Sprachen. Für ihre Texte erhielt sie u.a. den Heimito von Doderer-Literaturpreis, den 3sat-Preis, den Kranichsteiner Literaturpreis und den Johann-Heinrich-Voß-Preis.

Geboren 1923 in der Bretagne, schon als Jugendliche Mitglied der kommunistischen Résistance, Retterin zweier jüdischer Jugendlicher, 1959 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wegen ihres Engagements auf Seiten der algerischen Unabhängigkeitsbewegung – noch heute ist Anne Beaumanoir ein lebendiges Beispiel für die Wichtigkeit des Ungehorsams. Anne Weber wagt ein literarisches Experiment und erzählt dieses unwahrscheinliche Leben in einem brillanten Heldinnenepos.

Virtuelle Lesung und Gespräch am 5.2.2021

IRIS WOLFF: ›Die Unschärfe der Welt‹

Iris Wolff, geboren 1977 in Sibiu (Hermannstadt)/Siebenbürgen, wurde für ihre Romane vielfach ausgezeichnet. Zuletzt erhielt sie 2019 den Thaddäus-Troll-Preis, war für den Alfred- Döblin-Preis nominiert und wurde mit dem Marieluise-Fleißer-Preis für ihr Gesamtwerk geehrt. Iris Wolff lebt in Freiburg im Breisgau.

Die Geschichte einer Familie aus dem Banat, über Menschen aus vier Generationen, Verlust und Neuanfang. Vor dem Hintergrund des zusammenbrechenden Ostblocks und der wechselvollen Geschichte des 20. Jahrhunderts entsteht ein Roman über Freundschaft und das, was wir bereit sind, für das Glück eines anderen aufzugeben. Kunstvoll und präzise lotet Iris Wolff die Möglichkeiten und Grenzen von Sprache und Erinnerung aus.

Lesung und Gespräch am 23.11.2020 im Studio der Hochschule Hannover

LEIF RANDT: ›Allegro Pastell‹

Leif Randt, geboren 1983 in Frankfurt a.M., wurde für seine Utopie-Romane zuletzt mit dem Erich-Fried-Preis (2016) sowie mit Aufenthaltsstipendien in Japan (2016) und Irland (2019) ausgezeichnet. Seit 2017 co-kuratiert er das PDF- und Video-Label tegelmedia.net.

In „Allegro Pastell“ erzählt Leif Randt vom Glück. Von Wirklichkeit und Badminton, von idealen Zuständen und den Hochzeiten der anderen. Eine Lovestory aus den späten Zehnerjahren: Die Fernbeziehung von Tanja und Jerome wirkt makellos. Eltern, Freund*innen und depressive Geschwister spiegeln ihnen ein Leid, gegen das beide weitgehend immun bleiben. Doch der Wunsch, ihre Zuneigung zu konservieren, ohne dass diese bieder oder schmerzhaft existenziell wird, stellt das Paar vor eine große Herausforderung.

Lesung und Gespräch am 11.12.2020 im Literaturhaus Hannover

ANNA KATHARINA HAHN: ›Aus und davon‹

Anna Katharina Hahn, geboren 1970, stand mit ihrem Roman „Am Schwarzen Berg“ 2012 auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse und auf Platz eins der SWR- Bestenliste. Die Recherchen für „Aus und davon“ führten sie in die USA und nach Mainz, wo sie 2018 Stadtschreiberin war.

„Aus und davon“ entfaltet ein Panorama zwischen Generationen, die einander immer weniger zu sagen haben. Elisabeth sitzt mit ihren Enkeln in Stuttgart, während sich ihre Tochter aus dem flirrenden Manhattan oder den Weiten eines provinziellen Hinterlands meldet. Durch Bilder und Textnachrichten, die um die halbe Welt geschickt werden, scheint das alles irgendwie zusammenzuhängen. Doch was nützt das, wenn ein Kind nicht nach Hause kommt? Ein Familienroman des 21. Jahrhunderts!

Lesung und Gespräch am 13.01.2021 im Literaturhaus Hannover

OLGA GRJASNOWA: ›Der verlorene Sohn‹

Olga Grjasnowa, geboren 1984 in Baku, Aserbaidschan, lebt in Berlin. Auslandsaufenthalte in Polen, Russland, Israel und der Türkei. Ihr Debütroman „Der Russe ist einer, der Birken liebt“ wurde mit dem Klaus-Michael Kühne-Preis und dem Anna Seghers-Preis ausgezeichnet. 2017 erschien ihr vielbeachteter Roman „Gott ist nicht schüchtern“.

Nordkaukasus, 1838: Jamalludin wächst als Sohn eines mächtigen Imams auf. Seit Jahrzehnten tobt der Kaukasische Krieg, und sein Vater wird von der russischen Armee immer mehr bedrängt. Schließlich muss er seinen Sohn als Geisel an den Hof des Zaren nach St. Petersburg geben, um die Verhandlungen mit dem Feind aufzunehmen. Olga Grjasnowa erzählt sprachmächtig von einem Kind, das zwischen zwei Kulturen und zwei Religionen steht und seine Identität finden muss.

Aufzeichnung der Lesung im Literaturhaus Hannover vom 13.01.2021

LiteraTour Nord 2019/20

Ulrike Draesner erhält den Preis der LiteraTour Nord 2020

Als Mitveranstalter der LiteraTour Nord gratulieren wir ganz herzlich Ulrike Draesner zum Preis der LiteraTour Nord 2020!

Die in Berlin und Oxford lebende freie Schriftstellerin Ulrike Draesner erhält den von der VGH-Stiftung ausgelobten und mit 15.000 Euro dotierten Preis der LiteraTour Nord. Mit dieser Entscheidung würdigen Jury und Stifterin die Autorin sowohl für ihr bisheriges Werk als auch für ihre zuletzt erschienene Novelle „Kanalschwimmer“ (mare Verlag, 2019).

In der Jury-Begründung heißt es: „Sprachlich filigran überzeugt Ulrike Draesner in ihrer Novelle mit Sprachneuschöpfungen und der Übersetzung körperlicher Vollzüge in eine präzis-nüchterne und beobachtend-poetische Sprache. Die lange Nacht im Wasser zwischen Dover und Calais des Protagonisten Charles wird für den Leser und die Leserin zur Begleitung einer spannenden sportlichen Herausforderung über den Tiefen des Ärmelkanals. Charles‘ Leben und Erleben tauchen, Schwimmzug um Schwimmzug, als Dimensionen des allgemeinen Menschseins aus der Erinnerungstiefe auf: Entstehen und Vergehen, Schönheit und Fassungslosigkeit. Dass es der Autorin auch gelingt, aktuelle Bezüge wie den Brexit, die Umweltzerstörung und Vermüllung der Ozeane und das Schicksal von Flüchtlingen en passant einzubinden, belegt ihre dramaturgische Virtuosität.“

Ulrike Draesner, 1962 in München geboren, schreibt Romane, Erzählungen, Gedichte und Essays und erhielt u. a. den Joachim-Ringelnatz-Preis und den Nicolas-Born-Literaturpreis; zwei ihrer insgesamt fünf Romane waren für den Deutschen Buchpreis nominiert. Seit 2018 unterrichtet sie als Professorin für Deutsche Literatur am Deutschen Literaturinstitut Leipzig.

NORBERT SCHEUER: ›Winterbienen‹
Norbert Scheuer, geboren 1951, lebt als freier Schriftsteller in der Eifel. Er erhielt zahlreiche Literaturpreise und veröffentlichte zuletzt die Romane  ›Die Sprache der Vögel‹ (2015), nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse, und ›Am Grund des Universums‹ (2017). Sein Roman ›Überm Rauschen‹ (2009) stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises.

ISABEL FARGO COLE: ›Das Gift der Biene‹
Isabel Fargo Cole, geboren 1973 in Galena (Illinois), wuchs in New York City auf. Sie studierte in Chicago sowie in Berlin, wo sie seit 1995 als freie Schriftstellerin und Übersetzerin lebt. Ihr Debütroman ›Die grüne Grenze‹ war u.a. für den Preis der Leipziger Buchmesse 2018 nominiert.

ALBRECHT SELGE: ›Fliegen‹
Albrecht Selge, geboren 1975 in Heidelberg, aufgewachsen in Westberlin, studierte Germanistik und Philosophie in Berlin und Wien. Sein Debütroman ›Wach‹ (2011) wurde für den Alfred-Döblin-Preis nominiert und mit dem Klaus-Michael-Kühne-Preis ausgezeichnet. Albrecht Selge lebt als freier Autor mit seiner Familie in Berlin.

KAREN KÖHLER: ›Miroloi‹
Karen Köhler, 1974 geboren, hat Schauspiel studiert und zwölf Jahre am Theater gearbeitet. Heute lebt sie in Hamburg, schreibt Theaterstücke, Drehbücher und Prosa. 2014 erschien ihr Erzählungsband ›Wir haben Raketen geangelt‹. Für ›Miroloi‹ erhielt sie 2017 ein Grenzgänger-Stipendium der Robert Bosch Stiftung und 2018 das Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds.

DANIELA KRIEN: ›Die Liebe im Ernstfall‹
Daniela Krien, geboren 1975 in Neu-Kaliß, studierte Kulturwissenschaften und Kommunikations- und Medienwissenschaften in Leipzig. Seit 2010 ist sie freie Autorin, 2011 erschien ihr Roman ›Irgendwann werden wir uns alles erzählen‹. Ihr Erzählband ›Muldental‹
wurde 2015 mit dem Nicolas-Born-Debütpreis ausgezeichnet. Daniela Krien lebt mit zwei Töchtern in Leipzig.

Preisträger*innen bis 2019

Bernd Eilert, W.G. Sebald, Wilhelm Genazino, Anne Duden, Robert Gernhardt, Christoph Hein, Emine Sevgi Özdamar, Dirk von Petersdorff, Josef Haslinger, Bodo Kirchhoff, Liane Dirks, Hartmut Lange, Terézia Mora, Karl-Heinz Ott, Thomas Hürlimann, Katja Lange-Müller, Jenny Erpenbeck, Matthias Politycki, Iris Hanika, Gregor Sander, Marica Bodrožic ́, Ralph Dutli, Michael Köhlmeier, Ulrich Schacht, Tilman Rammstedt, Lukas Bärfuss und Joachim Zelter. 


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