Shortcuts im Park (Textsammlung) - mit Donka Dimova
An einem etwas verregneten und kühlen Nachmittag im September schrieben fünf Jugendliche kurze Texte im Park. Die Gedanken kreisten um drei großen Themen — den Park, als einen Ort, der uns verbindet; den Weg, mit möglichen Abkürzungen, und das Ziel. "Die Überlegungen führten uns in die Zukunft und wir blickten auf sie mit gemischten Gefühlen, aber entschlossen, nicht immer den kürzesten Weg zu wählen."
Auf dem Weg
eine gemeinsame Überlegung
Manche Wege sind schön, weil dort Blumen wachsen,
aber sie sind komplizierter.
Manche Wege führen durch eine schöne Umgebung,
andere durch dunkle Gassen.
Manche Wege machen mich neugierig,
aber sie sind voll mit Müll.
Manche Wege sind sauber,
aber voll mit Katzen, die einen anfauchen.
Manche Wege machen mir Angst,
aber sie sind schneller.
Grün
Mit Lack verdeckte, glatte, splitterfreie Bänke im Park
stehen im Widerspruch zu der Freiheitsstatue.
Leicht verrostet und mit der Zeit grün verfärbt. Grün, weil sie mit Sauerstoff in Verbindung kam.
Es passiert immer Unerwartetes, wenn sich Sachen verbinden.
Die Zukunft ist ein Pfeil,
der nach rechts zeigt,
wobei es im Hintergrund immer dunkler wird.
Soll ich folgen oder fliehen?
Voller Sorgen
Mein Name ist Tim. Ich bin 14 Jahre alt und hatte soeben, wie eigentlich jeden Tag, Streit mit meiner Mutter. Jedes Mal muss ich an die Sätze denken, die ich im Fernsehen hörte. Mein Weg ist voller Sorgen. Sorgen, die in der Gegenwart begonnen haben und die Zukunft mit sich nehmen werden.
Ich weiß nicht, ob ich der einzige bin, dem es so geht. Manchmal denke ich, ich würde nicht existieren. Mich würde es nicht geben. Ich denke, ich bin nur ein Gedanke, der nicht wahrhaben will, nur ein Gedanke zu sein. Denis ist mein bester Freund. Nur er versteht mich. Er erzählt mir immer wieder genau dasselbe. Mein Weg ist voller Sorgen. Sorgen, die in der Gegenwart begonnen haben…
Dennoch habe ich manchmal ein wenig Hoffnung. Hoffnung, die mir Freude bereitet. Hoffnung, die meine Angst vor der Zukunft verschlingt. Wie zum Beispiel der Tag, an dem ich eine Eins in Mathe hatte oder auch der Tag, an dem ich ein Fahrrad zum Geburtstag bekommen habe. An solchen Tagen denke ich immer wieder an das Zitat im Fernsehen. Ob es wirklich stimmt oder einfach Schwachsinn ist. Ob mein Weg wirklich voller Sorgen ist? Sorgen, die die Zukunft mit sich nehmen werden?
Shortcut
Ich gehe über Wasser und schwimme an Land.
Aus zwei Welten schaffe ich es nicht mich zu lösen.
Dunkle Tage und doch Licht in der Nacht.
Nicht mehr allein. Zwei Gedanken verblassen.
Die Zukunft ist eine große Wiese voller Menschen. Die Sonne scheint, doch ich kann die Ränder nicht erkennen.
Sam liegt alleine auf einer Wiese und schaut in den Himmel. Die Wiese ist auf einer Waldlichtung und mit dunkeln Bäumen begrenzt. Sam ist dort alleine, doch nicht unzufrieden damit, denn er weiß, dass es nicht so bleiben wird. Meine Zukunft ist eine Wiese voller Menschen, sagt sich Sam und ist beruhigt. Hoffnungsvoll steht er auf und geht in den dunklen Wald. Endlich traut er sich. Die Sonne scheint, doch hier ist es dunkel. Er kann nur Umrisse erkennen. Er geht weiter und kommt an einen Fluss. “Meine Zukunft fließt so unbestimmt wie dieser Fluss. Ich weiß, dass am Ende meine Zukunft eine große Wiese voller Menschen sein wird. Doch wie komme ich dahin? Immer, wenn ich eine Richtung wähle, treffe ich eine Entscheidung. Wie weiß ich welche zur Wiese führt? Denn die Wege sind dunkel und ich kann die Ränder nicht erkennen.”
Sam plagt sich mit diesen Fragen, kann sich nicht entscheiden, gefangen zwischen den Möglichkeiten während er weiter mit sich hadert, folgt er plötzlich einen neuen Impuls. Er lässt sich fallen. Das Wasser fängt ihn hart auf, wirbelt ihn durch, oben wird unten, rechts wird links. Nach kurzer Zeit tauscht er wieder auf. Ohne die Richtung zu wissen, lässt er sich treiben. Schließlich kommt er zu einer großen Wiese voller Menschen. Die Sonne scheint hier, doch er kann die Ränder nicht mehr erkennen.