Ausschnitt von einem Arbeitstisch aus einer Schreibwerkstatt

Werkstatt-Texte

Schreibwerkstatt im ›frauenzimmer‹

Frühjahr 2022 - mit Angelika Sinn

Die Schreibwerkstatt im frauenzimmer wurde im November 2021 ins Leben gerufen. Angeleitet von Angelika Sinn und mithilfe einiger Techniken des Kreativen Schreibens haben die Teilnehmerinnen seitdem schon etliche Texte zu Papier gebracht. Hier eine Auswahl.

Infos zum aktuellen Angebot der Werkstatt im frauenzimmer gibt es hier

Texte aus der ersten Runde im November 2021 gibt es hier

Glück

Glücklich macht mich, in der Sonne zu sitzen und ein ausgiebiges Sonnenbad zu nehmen, so wie die Amseln oder die kleinen Spatzen das machen – mit anschließendem Bad im glitzernden Morgentau oder in einem Schälchen voll Wasser - und dann das Gefieder plustern.

Frieden

Wenn ich im Morgengrauen in den Wald gehe, der Tau liegt auf den Gräsern, das Moos ist von Tau benetzt. Stämme umgefallener Bäume liegen auf duftendem Waldboden und in naheliegenden Gewässern. Kleine Gebirgsbäche plätschern und gurgeln, und kleine Vögel hüpfen in der Luft. Auch tosende Wasserfälle, spritzende Gischt, Urgewalten. Das Beobachten der Natur, Pflanzenwachstum, das Wachsen und Gedeihen der Früchte und ihrer Bäume, Büsche und Pflanzen allgemein; das Singen der Vögel, das Schwirren der Libellen, das Schwingen und Tanzen der Schmetterlinge, das Licht der Sterne und der Glühwürmchen in den Urwäldern. Das Herumtollen kleiner Füchse, Waschbären, Igel und anderer Tiere.
Das alles bedeutet Frieden für mich!

Bewegtes Wasser, ruhender Blick auf dem Glitzer des Wassers, Wellen im Wind. Die Vögel fliegen hin und her, mit Zweiglein in den Schnäbeln, zu bauen ihr Heim. Ruhende Steine, rund und ebenmäßig, ganz große bis hin zu ganz kleinen, liegend im Gras. Klarheit. Klare Sicht nach innen und außen. Seerosen, rosa, weiß und in tiefem Blau. Das ist Frieden, das alles symbolisiert den Frieden und das Sein. „Imagine Peace!“

Frieden bedeutet, ein offenes Herz zu haben für andere, Nächstenliebe zu praktizieren, auf sein Herz zu hören und wenn nötig, den Verstand zu nutzen. Einen geschickten Kurs zu fahren zwischen Herz und Kopf und am Ende den Kopf siegen zu lassen. Denn das Herz kennt im Zweifel kein Pardon. Der Kopf jedoch kennt Vergebung.

Das Paradies auf Erden

Das Paradies auf Erden bedeutet: genug Geld zu haben, um alles machen zu können, was man gerne machen möchte, z.B. coole Jobs, Aufenthalte in Hotels der Luxuslinie, Reisen an ferne Orte, Besuche in Restaurants, Cafés, Bars, cooler gehobener Lifestyle, Jetset-Leben, ein schönes großes Appartement zu besitzen. Das Paradies auf Erden ist ebenfalls, ne coole Karre zu fahren mit heftig coolem Sound aus der Soundmaschine, so dass man auf einmal komplett angesagt ist und jeder einen kennen will, weil man so hip ist und das Paradies auf Erden verkörpert.

Versöhnung

Beim Wort Versöhnung denke ich daran, dass zuvor eine Auseinandersetzung oder ein Streit stattgefunden hat und die Parteien den Streit beigelegt haben. Sie sind einander nicht mehr böse, und die Probleme, die zum Konflikt geführt haben, sind gelöst. Man hat seine Argumente und Positionen ausgetauscht und wurde von der anderen Seite gehört. Vielleicht kann man sich jetzt besser in den anderen hineinversetzen, und man hat Sachen gehört und Informationen bekommen, von denen man vorher nichts wusste. Im Lichte der neuen Erkenntnisse bewertet man das Problem und die Situation jetzt ganz anders. Oft war es nur ein Missverständnis oder ein Vorurteil, oder man hat eine Sache anders verstanden, als sie gemeint war. Alles hat sich nun etwas relativiert.

Einige haben vielleicht auch Hilfe bekommen und Anregungen, wie sie ihre Situation verbessern und künftige Konflikte vermeiden können. Sie sehen ein, dass ihr Verhalten unangemessen war und in dieser Situation völlig fehl am Platze. Der andere hat gar nicht gemerkt, dass seine Aussagen einen solchen Eindruck hinterlassen haben. Er meint es nicht persönlich, sondern kann eben nicht aus seiner Haut und ist in allem anderen auch so.

Oft ist es besser zu streiten, als wenn eine merkwürdige Stimmung in der Luft liegt und man gar nicht weiß, wie man diese Stimmung bewerten soll. Durch einen Streit geht man zwar ein Risiko ein und das sollte man vorher bedenken. Aber oft lohnt es sich, das Risiko einzugehen, denn danach hat man im Streit die Grenzen der Beziehung ausgelotet und konnte sie möglicherweise auf eine andere Ebene bringen. Mit der Versöhnung sieht man den anderen von nun an in einem ganz anderen Licht. Vielleicht hat man ja so seine wahre Liebe gefunden.

Der Elefant

Der Elefant ist groß und mächtig, ein wenig schwerfällig. Er hat es nicht besonders eilig. Er durchschreit die Steppe in Afrika gemächlich, wiegt dabei seinen Kopf hin und her. Sein Rüssel schwingt immer wieder von links nach rechts. Er fühlt sich sicher und erreicht endlich seine Herde. Vielleicht kommt er von einem erfrischenden Bad im Fluss, vielleicht hat er aber auch nur neugierig die Umgebung erkundet. 

Nach Camille Saint-Saens: „Der Karneval der Tiere / Der Elefant“

Friedliches Beisammensein

Ein Paar, scheinbar kennt es sich schon lange, geht im Sommer Hand in Hand über eine grüne Wiese – einen Hund zwischen sich. Es wirkt auf mich sehr harmonisch, obwohl die beiden nicht unbedingt im Gleichschritt gehen. Auch der Hund rundet das harmonische Bild ab, denn er läuft im gleichen Tempo wie das Paar. Alle drei haben nichts Böses im Sinn, sie genießen einfach die Natur und den Sommertag. Für mich ist das ein Bild von Harmonie und Zufriedenheit.

Meeresrauschen

Das Mittelmeer im Sommer:
glitzernde Wellenkämme, leises Rauschen; das Wasser umspült sanft die nackten Füße.

Die wildere Nordsee:
hohe Wellen mit weißen Schaumkronen; das Wasser hat Kraft, und man muss aufpassen, nicht von den heranbrausenden Fluten erfasst zu werden.

Die Ostsee im Winter:
Eisschollen schwimmen sacht auf dem Wasser. Man hört das Rauschen kaum, nur das Knirschen des brechenden Eises ist zu hören.

Glück und Zufriedenheit

Eigentlich geht es mir gut – ich bin gesund, kann mir alles leisten, was ich brauche. Es fehlt mir an nichts. Ich habe also allen Grund, froh und zufrieden zu sein. Mich freut besonders, dass es meinen Kindern, meiner Mutter und meinen Geschwistern gut geht und dass alle ihrem Alter entsprechend gesund sind.
Ansonsten macht es mich froh und glücklich, wenn ich in dieser Jahreszeit (Frühling) aufstehe und die Sonne geht auf und nicht immer nur trübes Wetter ist. Ich höre die Vögel zwitschern, jedenfalls nach hinten raus, wo es eine große grüne Wiese mit Sträuchern und Büschen gibt.
Auch der Vollmond macht mich fröhlich, wenn er ins Fenster scheint und durch eine Glaskugel bunte Sterne an die Wand und die Zimmerdecke wirft.
Außerdem freue ich mich, wenn ich nach einem langen Tag nach Hause komme und es mir bequem machen kann. Ich bin gerne allein und genieße es, ein Buch zu lesen oder zu handarbeiten.
Besonders glücklich macht mich, wenn ich meine Tochter und ihre Familie in Oranienburg besuchen kann. Mein Enkel Jannes (5 Jahre) empfängt mich meistens so: „Zug-Oma, wie lange bleibst du? 100 Tage?“ Oder er fragt: „Warum bist du nicht unsere Nachbarin?“
Später, beim Abschied, wenn ich sage: „Ich komme ja bald wieder“, fragt er: „Morgen? Oder Übermorgen?“ Das zeigt mir, dass er mich gerne bei sich haben möchte.

Meeresrauschen

Ich stehe auf einem Steg am Strand und schaue aufs Meer und lausche dabei dem Wellengang, der mal schneller und mal langsamer ist. Es ist sehr entspannend, da ich weder Menschen, Schiffe oder Möwen höre, sondern nur das Geräusch der Brandung. Diese Stille ist sehr schön. Da ich das Meer wunderschön finde, kann ich hier manchmal auch mich und meine Probleme vergessen.

Friedenstaube

Jetzt, gerade in dieser Zeit, wo Russland die Ukraine angegriffen hat und Millionen Menschen flüchten müssen, wünsche ich mir den Frieden herbei.
Frieden muss aber nicht nur mit Krieg zu tun haben. Ich habe zum Beispiel zum Teil meinen inneren Frieden gefunden, was den Tod meiner Eltern und meiner älteren Schwester angeht. Natürlich ist die Trauer nicht restlos verschwunden, aber ich kann damit jetzt einigermaßen besser umgehen.
Ich stelle mir vor, die Friedenstaube würde um die ganze Welt fliegen und die Menschheit würde mit einem Lächeln nach oben schauen und es wäre wieder Frieden. Das ist doch ein schöner Gedanke.

Streit und Versöhnung

Bei mir und meiner Schwester kommt es ständig zum Streit, wenn wir telefonieren. Am Anfang läuft es noch normal ab, aber umso länger wir telefonieren, umso mehr kommen wir an einen Punkt, der dann zum Streit führt. Ich muss mich dann fragen lassen, warum ich mich nicht mit meinen Nachbarn verstehe oder warum ich erst gar keinen Kontakt zu ihnen haben möchte oder warum manchmal Briefe nicht beim Amt ankommen, obwohl ich sie abgeschickt habe. Ich verstehe nicht, warum meine Schwester nicht einfach akzeptieren kann, dass ich gewisse Dinge nicht möchte oder will.
Ich habe mich vor Kurzem mit meiner Schwester getroffen, nach vielen Jahren. Es war sehr schön, und ich habe mich sehr darüber gefreut, habe aber trotzdem das Gefühl, dass noch irgendetwas zwischen uns steht. Es liegt wahrscheinlich daran, dass wir darüber nicht mehr geredet haben, um das zu klären. Wenn wir telefonieren, passe ich deswegen auch auf, was ich sage und wie ich es sage, weil es sonst wieder zum Streit kommen könnte.

Der Schwan

Ein Schwan zieht einsam und immer wieder seine Runden im Wasser. Zwischendurch schaut er in den Himmel, so als würde er auf etwas warten. Als er schon kurz davor ist, das Wasser zu verlassen, sieht er eine Menge anderer Schwäne auf sich zu fliegen – und nicht nur das: Endlich kommt auch seine Partnerin wieder.

Zu Camille Saint-Saens: „Der Karneval der Tiere / Der Schwan“

Meeresrauschen

Den letzten Text habe ich weggeworfen, doch diese Gedanken teile ich gerne, und vielleicht entdeckst auch du für dich das Rauschen des Meeres.

Früher, als Kind, bin ich immer weggelaufen… ab ans Wasser und sich beruhigen!
Probiere es aus, schalte deine Umgebung aus und lausche der Natur und du wirst merken, dein Herz, dein Puls werden ruhiger und der Stress legt sich…. Du kommst wieder runter.
Klar, Wellen erinnern an Urlaub, Sommer etc. Doch auch an regnerischen Tagen funktioniert dies als Stressreduktion.
Ich höre das Meeresrauschen und muss mich direkt daran erinnern – nicht daran, dass ich aus Stresssituationen flüchtete, nein, ich dachte direkt an Entspannung, daran, Sorgen und Kummer loszulassen. Sehr befreiend!
Selbst für die, die sich nicht gerne entspannen, kann das Rauschen des Meeres die Lust wecken, in sich zu kehren und diesen inneren Frieden zu finden. Probiere es aus. Vielleicht ist das Meeresrauschen das Falsche für dich, dann tausche es aus gegen Vogelgezwitscher oder, oder, oder… Auch für dich gibt es einen passenden Bereich zum Entspannen. Aber probiere es erst mal aus: Setze dich ans Wasser, schließe die Augen und lausche.

Das Meer ähnelt meinem Charakter: wild, unkontrollierbar und doch traumhaft (grins). 
Viele liebe Grüße und eine schöne Entspannung!